Du verbringst viel Zeit im Büro, am Computer? Du bist bei der Arbeit meist an einen Schreibtisch gebunden? Dann ist nach dem Stuhl der genau passende Tisch eine zentrale Rolle. Augen auf, wenn Du Deine Tischplatte aussuchst – besonders bei der Schreibtischtiefe. Es geht um so viel mehr als nur Dekore.
Denn…
Dein Tisch ist DIE Grundlage von allem, was an Deinem Arbeitsplatz passiert. Er ist neben dem Bürostuhl die wichtigste Variable für einen ergonomisch gestaltetem Arbeitsplatz. Wenn irgendwas nicht passt oder Du mit kleinen Einschränkungen leben musst, stört das von Beginn an und wird dich auf Dauer immer mehr nerven.
Du musst auf mehr achten als nur Preis und Qualität.
Ein stabiler Stand ist wichtig. Der Monitor soll ja nicht beim Tippen wackeln. Die Höhe muss passen, darum sollte es unbedingt ein höhenverstellbarer Schreibtisch sein. Zudem spielen Länge und Breite eine tragende Rolle.
Bei der Auswahl können verschiedenste Gedanken im Kopf umhergeistern:
- Ein großer Schreibtisch fühlt sich nach Luxus an.
- Lieber 140, 160 oder doch 180 cm breit?
- Passt die Buche zu meiner sonstigen Einrichtung?
- Welche Stärke soll die Platte haben?
Es werden Farbmuster für das Tischplattendekor zuhause ausprobiert. Und so weiter.
Worüber oft nicht nachgedacht wird: die passende Schreibtischtiefe.
Offensichtliches vorab: wenn der Platz ohnehin nicht vorhanden ist, erübrigt sich die Diskussion. Wenn aber der Platz da ist, ziehe 100 cm zumindest in betracht, gerade wenn Du mehr als einen Monitor nutzt.
Die richtige Schreibtischtiefe? Mindestens genauso wichtig!
Ich habe hier meine Erfahrungen aus über 30 Jahren Arbeit an Computertischen zusammengetragen. Während ich in der Zeit eine Menge probiert habe, ist mir nie aktiv in den Sinn gekommen: bewusst die richtige Tiefe finden.
Die Schreibtischtiefe finden
Ich habe erst vor einiger Zeit auf 100 cm umgestellt. In meiner Zeit als Gamer habe ich meistens Tische mit einer Tiefe um 70 cm benutzt. Du sitzt dann sehr nah am Bildschirm, tauchst voll in das Geschehen ein.
In der Bürozeit habe ich das einfach fortgesetzt. In der Regel kommt am neuen Arbeitsplatz kein Ergonomieberater auf Dich zu und richtet den Arbeitsplatz individuell für Dich ein. Oft wird genutzt, was vorhanden ist. Dabei solltest Du vor der finalen Entscheidung unbedingt verschiedene Optionen ausprobieren.
Den richtigen Abstand ausprobieren
Wenn zum Beispiel Kleidung genau passen soll, probieren wir intuitiv zwei oder drei Optionen aus. Wir kaufen nur, was wirklich passt. Das sollte auch bei so häufig genutzten Gegenständen wie Tischplatten der Fall sein.
Mit einem kleinen Brett, per Schraubzwinge befestigt (beides bekommst Du im Baumarkt), kannst Du die Tiefe schon vor der dem Kauf einer neuen Platte am Arbeitsplatz tagelang ausprobieren. Das Gefühl nach der Eingewöhnung ist viel wichtiger als theoretische Richtwerte und Berechnungen.
Tiefe berechnen?
Die Schreibtischtiefe ist vor allem Spielraum für den richtigen Abstand zum Monitor. Wie man da Richtwerte berechnet, habe ich in einem separaten Artikel erklärt. Dieser Artikel sollte nicht wissenschaftliche Ansätze oder Formeln liefern. Ich möchte meine Erfahrung mit der Umstellung teilen.
Einfache Faustregel: keine Richtlinie, aber eine Empfehlung: Wenn Du 2 oder 3 Monitore benutzt, probiere unbedingt mal 100 cm aus. Der Abstand zum Bild hilft mehr Übersicht und Klarheit zu gewinnen.
Die Berechnung bei mehreren Bildschirmen ist noch schwieriger. Neben Bildschirmgröße spielt noch der Blickwinkel und auch Eigenschaften wie “Curved”, Ultra Wide & Co. eine Rolle.
Darum plädiere ich hier: probiere verschiedene Abstände aus. Gerade mit mehreren Monitoren sind 100 cm eine echte Wohltat.
Die Vorteile und Nachteile von 100 cm (oder mehr)?
Die wirklichen Vorteile sind nicht durch einfache Messwerte zu ermitteln. Mir hat der etwas größere Abstand von 20 cm vor allem mehr Klarheit gebracht.
Vorteile
- Weniger Spannung im Nacken bei mehreren Monitoren
- Besserer Überblick über alle Inhalte
- Weniger gefühlter Stress
- Mehr Ordnung auf dem Tisch
- Platz für Kabelwannen und Kabelmanagement unter der Tischplatte
Nachteile
- Platzbedarf (offensichtlich)
- Platte wird schwerer (Tragkraft des Tischgestells beachten)
- Bei 4k Monitoren ist mit Abstand Schrift schwerer lesbar
Ich fühle mich weniger gestresst, da ich nicht so tief in das Geschehen involviert bin. Durch den Abstand habe ich über die drei Monitore nebeneinander mehr Übersicht. Es ist leichter auf einen Blick Inhalte wahrzunehmen – ohne den Kopf ständig zu bewegen.
Darum nochmals: bei ausreichendem Platz, keine Scheu vor mehr Abstand und mehr Schreibtischtiefe. Wenn Du viel am Rechner sitzt, lass dir eine Tischplatte auf Maß produzieren oder bitte in deiner Firma einen Ansprechpartner dafür.
Es muss nicht immer die Standardtiefe von 80 cm sein.
Warum die Standardtiefe von 80 cm?
Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) definiert, dass eine Arbeitsfläche mindestens 80 cm tief sein muss (1600 mm x 800 mm). Daher kommen diese Standardmaße.
Es geht bei 80 cm Tiefe nicht um best-practices, langjährige Erfahrung oder die beste Variante. Das sind nur die gesetzlichen Mindestanforderungen.
Diese Maße werden häufig gekauft. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Und da Tischplatten sperrig sind, legt man da nicht wie bei Kleidung in allen Größen ins Lager. Es wurde also irgendwie eine Art Standardangebot. Und wer bricht schon gerne aus der Norm aus? Menschen folgen der Herde, orientieren sich an anderen. Ein Mix aus verschiedenen Faktoren hat diese Eigendynamik befeuert und dazu geführt, dass diese Größen wie 160×80, 180×80 & Co. so verbreitet sind.
Es ist aber wie gesagt: nur die Mindestanforderung. Die beste Plattentiefe orientiert sich immer an der konkreten Situation.
Symptome, von zu wenig Tiefe
Gibt es Warnzeichen oder Symptome, die für einen zu kleinen Schreibtisch sprechen (speziell in der Tiefe)?
Hier ein paar mögliche Symptome, aber nur aus eigener Erfahrung:
- Du hast mehrere Monitore, es fühlt sich aber nach zu wenig Platz an.
- Unbewusst hast Du nicht die Übersicht über Deine digitale Umgebung.
- Du musst bei mehreren Monitoren den Kopf mehr als ein paar Grad drehen
- Dein Schreibtisch wirkt trotz wenig Material voll und unaufgeräumt.
Probiere es einfach mal aus: setz Dich 20 cm weiter vom Monitor weg. Achte darauf, wie es sich anfühlt. Entspannter? Mehr Überblick? Etwas weniger Stress? Wenn das entfernt zutrifft, sind vielleicht mehr Abstand angesagt.
Fazit
Meine Empfehlung ist klar: probiere unbedingt die Tiefe deiner Schreibtischplatte zu hinterfragen. Der Abstand zu mehreren Monitoren bringt Klarheit, reduziert Stress und kann die Produktivität erhöhen.
Du kannst mit einem kleinen Brett und ein paar Schraubzwingen aus dem Baumarkt problemlos mal 20 – 30 cm mehr Abstand über Tage ausprobieren – bevor Du gleich den Schreibtisch umbaust. Ein erster Test ist noch einfacher: setz Dich mal für ein paar Minuten 20 cm weiter nach hinten, eventuell einfach ohne Maus / Tastatur.